Kranichsteiner Literaturförderpreis an
Der „Kranichsteiner Literaturförderpreis“, der seit 2003 jährlich durch den Deutschen Literaturfonds an eine Autorin oder einen Autor unter 35 Jahren mit mindestens einer Buchveröffentlichung vergeben wird, geht in diesem Jahr an für ihren Gedichtband amoretten in netzen erschienen im Heidelberger Verlag Das Wunderhorn.
„Der Band amoretten in netzen (2024) von ist eines der bemerkenswertesten Lyrikdebüts der letzten Jahre. Die darin enthaltenen Gedichte sind formbewusst und anspielungsreich, ohne dabei je verrätselt zu sein. Sie bewegen sich souverän auf der Höhe gegenwärtiger Diskurse, biedern sich dem Zeitgeist jedoch nicht an. Bei allem Witz, der den Texten eigen ist – es sind flinke, in sich wendige Gebilde – gibt es Unterströme von Trennungs- und Verlusterfahrungen, die sich erst nach wiederholter Lektüre erschließen. Der Umgang mit Trauer ist dabei nicht 'confessional'-exhibitionistisch, sondern stets diskret. Einmal heißt es: 'also das, was fehlt, vermehrt sich doch, ständig wächst die liste noch'.
Die Gedichte sind disparat und zugleich konzise – verbunden durch einen selbstbewussten künstlerischen Zugriff. schreibt über Punktmutationen, Korallenbleiche und ausgestorbene Tiergattungen aus dem mittleren Kambrium sowie über das Gen ARHGAP11B, das im menschlichen Neokortex die Faltenbildung anregt. Die Leserinnen und Leser folgen ihr ins Affengehege des Leipziger Zoos, ins Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und – auf den Spuren des Polarforschers Ernest Shackleton – ins Packeis der Antarktis. Gleichberechtigt schreibt sie über jungpaläolithische Kleinkunst und die Entwicklung des Videospiels Pong. Außerdem ist das Buch ein Dialog mit dem Dichter Ovid, der bei zwischen die Geschlechter fällt und dessen Verwandlungsfuror sie für die eigenen Gedichte produktiv macht."
